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Von Araki über Miyazaki bis Watanabe - die besten Filmemacher aller Zeiten

Die erfolgreichsten Regisseure der Anime-Geschichte

  • Aktualisiert: 11.02.2021
  • 12:00 Uhr
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Anime-Regisseure sorgen mit ihren Serien und Filmen für Spannung und Begeisterung bei den Zuschauern. Sie bringen sie zum Lachen, Weinen und Nachdenken, sie lehren ihnen, auf welche Werte es im Leben wirklich ankommt. Zeit, den größten Inszenatoren der Szene Tribut zu zollen.

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Hayao Miyazaki

Er gilt als der erfolgreichste und bekannteste Anime-Regisseur aller Zeiten: Hayao Miyazaki, geboren am 5. Januar 1941 in Tokio, hatte ursprünglich Politikwissenschaften und Ökonomie studiert, doch seine Begeisterung fürs Zeichnen führte ihn 1963 zum damals größten japanischen Animationsstudio "Tōei". Dort traf er auf den Regisseur Isao Takahata, an dessen weltweit bekannter Serie "Heidi" er 1974 mitarbeiten durfte. Nachdem Miyazaki mit "Nausicaä aus dem Tal der Winde" (1984) seinen ersten eigenen großen Kassenschlager gelandet hatte, machte er sich zusammen mit Takahata selbständig und gründete 1985 das heute legendäre Studio Ghibli.

Miyazaki gelang in den darauffolgenden Jahren ein Kinoerfolg nach dem anderen: Die Streifen "Das Schloss im Himmel" (1986), "Mein Nachbar Totoro" (1988), "Kikis kleiner Lieferservice" (1989), "Porco Rosso" (1992) und "Prinzessin Mononoke" (1997) sind für Anime-Fans bis heute ein Muss. Unsterblich machte sich der Regisseur mit dem Film "Chihiros Reise ins Zauberland" (2001), der 2003 als bisher einziger Anime einen Oscar erhielt. Auch seine nachfolgenden Produktionen "Das wandelnde Schloss" (2004) und "Wie der Wind sich hebt" (2013) gelangten in den darauffolgenden Jahren in die engere Auswahl des wichtigsten Filmpreises der Welt. 2015 gewann er zudem den Ehrenoscar für sein Lebenswerk als Regisseur.

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Miyazakis Filme zeichnen sich durch einige wiederkehrende Themen und Motive aus: So treten bei ihm zumeist selbstbewusste und eigenständige weibliche Hauptcharaktere und Antagonisten auf, womit er mit den klassischen Geschlechterrollen bricht. Zudem behandelt der Regisseur immer wieder kritisch die Auswirkungen der technologisch fortschrittlichen Moderne auf Natur, Kultur und Zusammenleben und versucht, diese Pole in einen friedlichen Einklang zu bringen. Typisch für Miyazakis Filme ist auch das Thema Fliegen, für das er sich seit seiner Kindheit begeistert.

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Isao Takahata

Auch Miyazakis Kollege und Freund war ein Ausnahmeregisseur. Der "Altmeister des japanischen Trickfilms" Isao Takahata kam am 29. Oktober 1935 in Ujiyamada zur Welt und prägte Miyazakis Karriereweg zum Regisseur entscheidend mit. 1974 gelang ihm mit der Serie "Heidi" sein persönlich wohl größter Erfolg. Der vergleichsweise westliche Zeichenstil vermittelte den Zuschauern den Eindruck, dass die Geschichte überall und zu jeder Zeit spielen könne. Takahata sprach mit ihr eine große weibliche Fangemeinde an und sorgte damit auch für den endgültigen Durchbruch der Niedlichkeitskultur (Kawaii) im Anime der 1970er-Jahre.

Nach diesem Erfolg erschuf er vor allem Filme mit traurigem Hintergrund und arbeitete damit nicht zuletzt auch seine eigenen Kindheitserlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg auf und warf einen bittersüßen Blick auf die Gegenwart. In seiner Komik wie bei "Meine Nachbarn die Yamadas" schwang immer etwas Melancholie mit. Als Mitbegründer des Studios Ghibli führte er bei Filmen wie "Die letzten Glühwürmchen" (1988), "Tränen der Liebe – Only Yesterday" (1991), und "Pom Poko" (1994) Regie. Takahata erhielt für sein Wirken Verdienstorden von der japanischen und der französischen Regierung und 2009 den Ehrenleoparden beim Filmfestival in Locarno. 2015 nominierte die "Academy of Motion Picture Arts and Sciences" sein zwei Jahre zuvor erschienenes Werk "Die Legende der Prinzessin Kaguya" für den Oscar. Am 5. April 2018 erlag Takahata im Alter von 82 Jahren einem Lungenkrebsleiden. 

Makoto Shinkai

Geboren am 9. Februar 1973 studierte der aus Kuomi stammende Makoto Shinkai japanische Literatur. Bekanntheit als Anime-Regisseur erlangte er im Alter von 26 Jahren, als er in einem fünfminütigen Kurzfilm in schwarz-weiß das alltägliche Leben einer Hauskatze thematisierte. In den darauffolgenden Jahren arbeitete Shinkai an preisgekrönten Kurzfilmen wie "Voices of a Distant Star" (2002), aber auch als Grafikdesigner für Videospiele oder als Produzent von TV-Werbespots. 2006 veröffentlichte er "The Place Promised in Our Early Days" seinen Lanfilm.

2016 später gelang ihm mit dem Streifen "Your Name – Gestern heute und für immer", in dem eine Schülerin und ein Schüler ihre Körper tauschen, sein internationaler Durchbruch. Dieser ist bis heute (Stand Anfang 2021) nicht nur der zweiterfolgreichste japanische Anime-Film weltweit, sondern war auch der erste Anime-Film, der mehr als 100 Millionen US-Dollar in den japanischen Kinos einspielte und gleichzeitig nicht von Hayao Miyazaki stammte. Für viele Beobachter überraschend gelangte "Your Name" bei den Oscars nicht in die engere Auswahl, gewann jedoch 24 andere Filmpreise. 2018 wurde Shinkai zudem in die Akademie berufen, die die jährlichen Oscars verleiht. Die Ehrerbietung für die Arbeit des Regisseurs führte sogar so weit, dass ein Asteroid in Anlehnung an den im Film stattfindenden Kometeneinschlag den Namen Makotoshinkai erhielt.

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Shinka gilt spätestens seit "Your Name" als wichtigster Vertreter der Nach-Studio-Ghibli-Generation der Animeregisseure, was er mit dem Film "Weathering With You – Das Mädchen, das die Sonne berührte" (2019) noch einmal unterstrich. Ein häufiges Motiv in seinen Arbeiten ist die Liebe zwischen zwei jungen Menschen, die sich einer apokalyptisch anmutenden Katastrophe stellen müssen und spielt dabei auf aktuelle Ereignisse an. Shinkai fordert die Zuschauer auf, sich mit den aktuellen Problemen auseinanderzusetzen, ohne dabei die Hoffnung zu verlieren.

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Mamoru Hosoda

Der am 19. September 1967 in Kamiichi geborene Mamoru Hosoda erlangte an der Hochschule für Kunst in Kanazawa einen Abschluss in Ölmalerei. Wie viele seiner Kollegen verschlug es ihn zu Beginn seiner Karriere zum Studio Tōei, wo er zunächst die Regie bei einzelnen Episoden von Anime-Serien übernahm. Größere Aufmerksamkeit erlangte er erstmals um die Jahrtausendwende herum mit drei Digimon-Kurzfilmen der "Adventure"-Reihe. 2005 durfte Hosoda die Regie im sechsten One-Piece-Kinofilm "Baron Omatsuri und die geheimnisvolle Insel" übernehmen.

2001 war er beim Studio Ghibli als Regisseur für "Das wandelnde Schloss" im Gespräch, Hosoda wechselte dann aber zum Studio Madhouse. Dort gelangen ihm mit "Das Mädchen, das durch die Zeit sprang" (2006), "Summer Wars" (2009) weitere große Erfolge. Groß genug, um sein eigenes Studio zu gründen. Chizu heißt es und schon dessen erste drei Filme "Wolf Children", "Der Junge und das Biest" (2015) und "Mirai – Das Mädchen aus der Zukunft" (2018) erhielten zahlreiche Auszeichnungen. "Mirai" war sogar bei den Oscars als bester Animationsfilm nominiert, ging aber leer aus.

Wie Makoto Shinkai ist er Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Science, die den Oscar vergibt. Inhaltlich legte Hosoda den Fokus auf junge Menschen und Familien in Lebenskrisen. Auch virtuelle und mystische Welten finden in seinen Filmen immer wieder Platz, genauso wie Zeitreisen. 

Shin'ichirō Watanabe

Shin'ichirō Watanabe, geboren am 24. Mai 1965 in Kyōto, ist vor allem für seine Regie an der 26-teiligen Anime-Serie "Cowboy Bebop" aus dem Jahr 1998 und dem darauf basierenden Film von 2001 bekannt. In die futuristische Science-Fiction-Geschichte rund um eine Gruppe von Kopfgeldjägern im Weltraum flossen zahlreiche Motive der asiatischen, aber auch amerikanischen Kultur ein. So ist sie an Kung-Fu-, Gangster- und Westernfilme angelehnt und bedient sich in einzelnen Folgen an Hollywood-Klassikern wie "2001: Odyssee im Weltraum", "Star Trek" oder "The Crow". Großen Wert legte Watanabe wie in all seinen Werken auf die Musik: So bediente er sich am Jazz der 1940er-Jahre, den er zum Teil mit Blues oder Funk vermischte. Einzelne Episoden heißen zudem wie berühmte Lieder amerikanischer Sänger.

Die Serie genoss sowohl in Japan als auch in den USA hohe Beliebtheit und war für Watanabe der Auftakt zu einer Reihe japanisch-amerikanischer Science-Fiction-Produktionen. 2003 gestaltete er etwa einen Kurzfilm, der im "Matrix"-Universum spielt, 2017 schuf er die animierte Fortsetzung zu "Blade Runner", das in den 1980er-Jahren mit Harrison Ford in der Hauptrolle zu einem Kino-Hit geworden war. Erfolgreich wurde auch Watanabes 2014 veröffentlichte elfteilige Anime-Serie "Terror in Tokio", mit der er aktuelle gesellschaftliche Themen wie Terrorismus und Mobbing aufgriff. 

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Tetsurō Araki

Was haben "Death Note" (2006–2008), "Highschool of the Dead" (2010–2011), "Attack on Titan" (2013–2019) sowie "Kabaneri of the Iron Fortress" gemeinsam? Ihren düsteren Zeichenstil und ihre wahnsinnig flüssigen Animationen – und eben Tetsurō Araki.

Am 5. November 1976 kam der japanische Zeichner zur Welt. Nach seinem Studium der Geisteswissenschaften an der Universität Senshu begann er, beim japanischen Animationsstudio "Madhouse" als Produktionsassistent zu arbeiten. Seit den der 2000er-Jahre prägt Araki als Regisseur den Stil bei einer Reihe von weltbekannten Anime-Serien und einzelne ihrer Kinoverfilmungen oder Original Video Animations. Gemeinsam ist diesen Serien ihr düsterer Zeichenstil sowie das Auftreten übernatürlicher Kräfte, die die Existenz der Menschheit bedrohen. Arakis Arbeit als Regisseur schlug sich auch in Preisen nieder. So gewann er 2013 die Newtype Anime Awards und 2014 das Tokyo Anime Award Festival.

Naoko Yamada

Anime sind erfreulicherweise nicht mehr nur reine Männersache – wenn auch erst seit kürzerer Zeit die Frauen sichtbarer werden. Den Beweis dafür liefert die am 28. November 1984 in der Präfektur Gunma geborene Naoko Yamada. Sie begeisterte sich seit ihrer Kindheit von Mangas und Anime und zeichnete zu Hause beispielsweise Figuren aus "Dragon Ball" nach. Sie verfolgte ihre Passion bei einem Studium der Kunstwissenschaft an der "Kyoto University of Art and Design", wo sie sich wie Mamoru Hosoda auf Ölmalerei spezialisierte.

In ihren ersten Berufsjahren bei der Firma "Kyōto Animation", der sie bis heute treu geblieben ist, war sie an der Animation der Serie "Inuyasha" sowie einem darauf basierenden Computerspiel beteiligt. 2009 bekam sie mit "K-On!" ihre erste Anime-Serie, die bis 2011 in zwei Staffeln lief und sogar einen eigenen Film erhielt. Erfolgreich war auch ihre Anime-Serie "Tamako Market" (2013), für deren Kinofassung sie 2014 den New Face Award auf dem Japan Media Arts Festival erhielt. Yamada hatte bei dieser nicht nur Regie geführt, sondern auch das Storyboard entwickelt und das Vorspannlied selbst geschrieben.

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"A Silent Voice" machte die junge Regisseurin 2016 einem breiten internationalen Publikum bekannt. Obwohl im gleichen Jahr die Konkurrenz mit "Your Name" stark war, spielte der Streifen, der den Fokus auf Mobbing in der Schule, Suizid und die Probleme der Inklusion gehörloser Menschen legt, allein in Japan rund 2,3 Milliarden Yen ein. Yamada gewann u. a. den Japanese Academy Award und erhielt zahlreiche weitere Preise sowie Nominierungen. Sie hatte einmal mehr ihr besonderes Talent bewiesen, reale Menschen genau zu beobachten, in ihre Köpfe hineinzusehen und deren Gefühlswelt in gezeichneten Charakteren widerzuspiegeln.

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